Danke Nat und Sadi für eure lieben Rückmeldungen 🙂

Eli


Kapitel 16


Leonard Armeo war einen zweiten Blick wert mit seinem ansprechenden Gesicht, den feinen, in den Teamfarben der Wolves eingefärbten Rastas und der samtig schimmernden Haut. Deshalb war es auch sehr viel einfacher ansprechende Bilder von ihm schießen zu lassen vom Redaktionseigenen Fotografen, als ein richtiges Interview mit ihm zu führen.
Leonard hatte nämlich nicht nur die Angewohnheit in der dritten Person von sich zu sprechen, sondern war auch der Überzeugung weibliche Wesen hatten ihn anzubeten und Grace war schließlich vollkommen mit den Nerven am Ende, als sie sich durch die letzte Frage gequält hatten. Dass Rookies einfacher als ausgewachsene Spieler waren, war schlichtes Wunschdenken gewesen.
„Sie und Leonard könnten etwas trinken gehen. Er hat sein Auto gleich um die Ecke“, grub der Rookie einfach weiter an ihr herum, während Grace ihre Sachen zusammenpackte. Zum Glück war Leonard wenigstens niemand vor dem Grace Angst hatte. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrem Ex und schien auch sonst nicht gewälttätig. Er war nur anstrengend.
Sein großes Goldkreuz, das um seinen Hals baumelte, schlug gegen seine Brust, als er sich ein wenig vorbeugte, um nach ihrer Tasche zu greifen.
„Ich fürchte, das wäre höchst unprofessionell.“
„Haben Sie sich nicht so.“ Seine dunklen Augen fanden ihre.
„Leonard. Die Dame muss deinen Artikel schreiben. Wir sollten Sie in Frieden lassen.“ Leonards Vater, der gleichzeitig als sein Agent fungierte und  mit zum Interview gekommen war, trat neben sie.
„Na schön, Miss Goodwin. Schreiben Sie was Nettes über Leonard.“
Sie lächelte. Diese Sache mit der dritten Person war irgendwie auch ein ganz kleines bisschen niedlich.
„Wir werden sehen. Wiedersehen Leonard. Mr. Armeo“, verabschiedete sie sich von den beiden. Jetzt würde sie sich erst einmal in ihren verdienten Feierabend stürzen und mit April gemeinsam auf den Farmers‘ Market gehen. Das Schreiben des Artikels würde noch bis Morgen warten können. Immerhin war erst Mittwoch.

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Dylans Muskelkater war die Woche über stetig mehr geworden, ebenso wie Ilias und Jannes Gejammer. Clint war die Freundin weggelaufen und auch Jensen schien nicht der alte, als er ihn gestern Abend besucht hatte. Dagegen war es bei seinen Sozialstunden ziemlich nett gewesen. Er mochte Mrs. Fielding. Die Alte war ganz nach seinem Geschmack und mittlerweile hatte er das Murren aufgegeben, wenn Mr. Vasquez ihm auftrug das Bild umzuhängen.
Außerdem gab es hier zwei ziemlich heiße Pflegerinnen und mit einer von ihnen hatte er gleich ein Date in der nächstgelegenen Abstellkammer. Dylan Riley, der Mann vom Bau, kam tatsächlich gut an in diesem Laden.
„Dylan, wir müssen ein bisschen schnell machen. Meine Pause ist gleich vorbei“, empfing die hübsche Pflegerin, als er hinter sich die Tür zuzog. Auf ihrem Namensschild stand in kleinen schwarzen Lettern ihr Name. Praktisch, da er ihn bereits wieder vergessen hatte.
„Sicher, Jade.“ Er ließ seine Hände in ihre hellbraune Mähne wandern und schob sie gegen die Regale mit den Putzmitteln, nachdem er abgeschlossen hatte.

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April gab ein Glucksen von sich, als Grace ihr die ganze Geschichte von Leonard erzählt hatte. „Also ich stelle mir das unglaublich umständlich vor immer von sich zu sprechen, als stünde man neben einem. Du solltest darüber deinen Artikel schreiben. Ticks bei Sportstars.“
„Glaub mir, da beißt man sehr schnell auf Granit. Über ihren Aberglauben und ihre Ticks sprechen die wenigsten offen.“
„Woher weißt du das?“
„Erfahrung mit anderen Stars. Außerdem habe ich nicht vor allzu tief in der Dreckwäsche zu wühlen. Ich will diesen Job einfach nur hinter mich bringen, ehe die vom Daedalus mich noch als ihr Eigentum ansehen.“
„Du könntest in Offstage darüber schreiben.“
„Ja, könnte ich.“ Grace griff nach einem rotbäckigen Apfel. „Ich hätte gerne drei hiervon und zwei Pfund von den roten Kartoffeln da hinten.“
Der Standbesitzer wuselte davon um ihre Wünsche zu erfüllen, während April die Arme vor der Brust verschränkte.
„Aber du bist doch Reporterin. Welche Reporterin wittert bei so etwas kein Blut?“
„Eine die weiß, wann es klüger ist im Stillen Informationen zu sammeln, weil sie wenn sie direkt danach fragt keine Antwort erhält.“ Grace warf ihrer besten Freundin ein durchtriebenes Lächeln zu.
„Oh“, machte April. „Achso.“
„Ja. Danke. Und dann hätte ich gern noch drei von den Fenchelknollen“, scheuchte Grace den Herrn weiter. „Und das wär’s dann.“
April zupfte am breiten Ledergürtel ihres Sommerkleides herum. „Ich hasse Fisch.“
„Grandma liebt ihn. Und für die veranstalte ich das Fischessen“, stellte Grace klar. „Kein Fenchel für dich. Für uns ist der ganze restliche Kram den wir schon gekauft haben.“
„Zum Glück.“
Grace reichte dem Herrn den Betrag, der auf der Kasse angezeigt wurde und bedankte sich für das Schälchen Kirschen, dass der Gemüsehandler ihr ungefragt zusammen mit dem Wechselgeld reichte. „Für ihre schöne Freundin und sie.“
„Vielen Dank. Ich liebe Kirschen.“ April nahm das kleine Dankeschön entgegen und zwinkerte ihm keck zu. „Sie sind ja ein wahrer Schatz.“
„Grace?“
Sie kannte die Stimme und als sie sich umwandte wusste sie auch woher. „Eric.“
Der Besitzer der Wolves stand tadellos gekleidet zwischen dem Käse- und dem Gemüsestand und sah fabelhaft aus.
„Wie schön Sie hier zu treffen. Haben Sie das Interview mit Leonard Armeo schon geführt?“
„Tatsächlich komme ich gerade von meinem Treffen mit ihm. Aber wo bleiben meine Manieren. Eric darf ich ihnen meine beste Freundin April Roldal  vorstellen? April, das ist Eric Hayden. Ihm gehören die Wolves.“
„Sehr erfreut, April.“ Eric schüttelte ihr die Hand, ehe seine haselnussbraunen Augen die beiden Papiertüten fanden. „Kann ich Ihnen etwas abnehmen, Grace?“
„Es geht, danke. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten für meine Großmutter und uns beide. Wir waren gerade auf dem Weg zum Weinstand. Wenn Sie möchten, können Sie uns gern begleiten.“ Grace mochte Eric. Anders als Dylan war er stets höflich und er sah auch überhaupt nicht furchterregend aus. Ein durch und durch kultivierten Mann.
„Dort wollte ich ohnehin noch vorbei sehen.“ Eric entließ sie nicht aus seinem wachen Blick. „Ich suche noch ein Geburtstagsgeschenk für meinen Vater.“
„Ein Weinkenner?“
„Ein Weintrinker“, verbesserte er Grace. „Ich habe Sie am Samstag leider nicht mehr gesehen. Sind sie nach dem Tanz mit Dylan gegangen?“, wechselte er das Thema.
„Leider. Ja.“ Grace bemerkte, dass April ein paar Schritte zurück blieb, während sie über den Markt schlenderten.
„Ich hoffe Nite hat Sie nicht verschreckt. Er kann manchmal ein wenig ruppig sein, aber er ist ein anständiger Kerl.“
„Das ist er wohl.“ Sie konnte sich nicht überwinden schlecht von ihm zu sprechen, wo Eric doch scheinbar so eine hohe Meinung von ihm hatte. Außerdem war sie es gewesen, die ihn erpresst hatte, nicht umgekehrt. Dass er sie an Marcus erinnert hatte, dafür konnte er nichts.
„Wenn sich einer meiner Spieler daneben benimmt, zögern Sie bitte nicht es mir zu sagen.“
„Bisher waren sie alle lammfromm“, wank Grace ab. Die dramatischen Vorgänge hatten sich bisher nur in ihrem Kopf abgespielt.
„Gut.“ Eric fuhr sich durch sein dichtes Haar. „Ich halte diese Interviews wirklich für eine tolle Sache. Sie schreiben sehr gut und ihr Artikel über Nite war sehr fundiert.“
„Meine Großmutter ist ein großer Wolves Fan. Der größte“, korrigierte sie sich. „Sie kennt jede Statistik.“
„Sie kommen also von hier?“
„Ich lebe schon immer hier, ja.“ Grace schob sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr. „Sie?“
„Ich fürchte, ich bin ein Bekehrter. Ursprünglich komme ich aus Kentucky.“ Eric zuckte mit den Schultern. „Aber ich mag Philly.“
„Gut.“ Grace lächelte. „Ich auch. Ich wollte nirgendwo anders leben.“
„Eine echte Lokalpatriotin. Ich schätze ich sollte mir von ihnen mal die Gegend zeigen lassen.“
„Das sollten Sie irgendwann“, stimmte sie ihm zu, ohne darüber nachzudenken und wich seinen Augen aus. Ihr wurde ein wenig wärmer und sie konnte April hinter sich grinsen spüren.


 

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Eliza Hill