Prolog


 

Der wummernde Bass ließ die Härchen auf seinen Unterarmen kribbeln und das Glas in seinen Händen vibrieren, während er seinen Blick über die zappelnde Menge schweifen ließ.
Das Dragonfly war an diesem späten Freitagabend einmal mehr von leichtbekleideten Mädchen bevölkert, die ihre süßen Hintern und Brüste an gestählte Männerkörper pressten. Schon immer war der Club in der Park Road der Treffpunkt für Spieler und Möchtegernberühmtheiten, die Zerstreuung im Nachtleben suchten. Die Laser zuckten und ließen die Oberfläche seines Whisky Sour in allen Regenbogenfarben leuchten.
„Da ist er ja. Der Mann der Stunde!“
Dylan ließ seinen Blick über die Schulter schweifen, nur um festzustellen, dass sich die Qual seiner Existenz direkt auf ihn zuschob. Neven MacDonald war der Herausgeber diverser Revolverblätter, die sich im letzten Jahr geschlossen auf das Ende seiner letzten Beziehung gestürzt hatten.
„Neven.“ Es juckte ihm in den Fingern dem Kerl die Fresse zu polieren, doch er hatte seinem PR Berater kein Vermögen in den Rachen geworfen um jetzt die Fassung zu verlieren. Nein, ein paar wohl gesetzte Sticheleien mussten genügen. „Suchen Sie sich eine neue Frau? Oder sehen Sie sich nur an der Auslage satt?“
Neven MacDonald war ein Serienmonogamist, der seine Bettgefährtinnen heiratete, bevor er ihnen seinen goldüberzogenen Schwanz präsentierte. Zumindest besagten das die Gerüchte und Dylan war gewillt jedes einzelne davon zu glauben. Wie sehr er diesen Typen verabscheute.
„Sie sind witzig, Dylan. Keiner meiner Mitarbeiter hat mir gesagt, dass Sie witzig sind.“
„Ja. Ein wahrer Spaßvogel. Könnte an meinen Minderwertigkeitskomplexen liegen, die ich damit zu kompensieren versuche.“
Im Grunde genommen wusste er nicht auf wen er wütender war. Seine Exfreundin, die Lügen über ihn verbreitet hatte, nur weil er nicht am Heiraten interessiert war oder auf all die Zeitungen, die den Unsinn verbreitet hatten.
„Ist das jetzt vertraulich, oder möchten Sie eine Gegendarstellung anstreben, Dylan?“
„Ficken Sie sich, Neven.“ Er hatte keine Lust auf diesen Schrott. Die Presseheinis verdrehten ihm die Worte im Mund. Eigentlich hatte er nur  hierher kommen wollen um den Abschluss seines neuen Vertrags zu feiern. Nicht mehr, nicht weniger.
„Seien Sie nicht so kurz angebunden, Dylan. Wir sind doch alle hier um Spaß zu haben.“
Das elendige Grinsen seines Gegenübers war zu viel. Wenn er nicht gleich Abstand zwischen diesen Typen und sich brachte würden sich sämtliche gute Vorsätze in Luft auflösen.
„Das ist kein Spaß. Das ist mein Leben.“ Dylans Glas gab ein unheilvolles Knirschen von sich.
„Ihre Exfreundin hat wohl nicht gelogen. Sie haben einen Hang zur Dramatik.“ Der Schmierfink hatte die Frechheit zu Grinsen und dann machte er Fehler ihm väterlich auf die Schulter zu klopfen. „Sie sollten sich etwas ent-“
Er kam nicht dazu den Satz zuende zu bringen. Hundertachtzig Pfund Knochen und Muskeln kollidierten mit dem Pressevertreter, der wie eine Puppe zusammensackte. Die Faust in Nevens Gesicht zu rammen hätte sich nicht so gut anfühlen sollen, aber der Kerl stand für alles was er hasste. Für alles was in der Vergangenheit schief gelaufen war.

 


 

zu Kapitel 1

Eliza Hill