Hallo ihr Lieben, Ein brandneues, exclusives Kapitel von den „Hypochondern“ nur für euch! Viel Spaß damit und danke, Mo für deinen Kommentar! Liebe Grüße

eure Eli


Kapitel 26


 

Grace hatte die letzten Wochen des Sommers ohne weitere Zusammenbrüche überstanden. Ihre Interviewpartner Curtis Bane und Riley Eckardt waren wesentlich höflicher wie Clint Tucker gewesen und Dylan Nite war ihr seit jener nächtlichen Rettungsaktion nicht mehr unter die Augen gekommen. Es ging ihr wesentlich besser und sie war sogar auf ein Date mit Aprils Kollege Danny gegangen, doch dieser war nicht ihr Typ, selbst wenn sie in der Lage gewesen wäre ihre Vergangenheit zu ignorieren. Jetzt Anfang September mit Beginn der regulären Saison, hatten sich die Jungs beim Daedalus darauf verlegt sie mit Hilfe von Martin Palmer weiter in ihr Team einzugliedern. So hatte ihr Boss auch darauf bestanden, dass sie die Philadelphia Wolves zu ihrem ersten Spiel nach Texas begleitete, um den Lesern Einblick in den wilden Ligaalltag zu geben und endlich ein Interview mit Eric Hayden zu führen. Und nun war sie eingepfercht in einem der Sitze, die für den Medientross im vorderen Teil der Teameigenen Boing vorgesehen war. Die Spieler saßen weit von ihnen abgeschirmt im hinteren Teil der Maschine, getrennt durch ein Bollwerk aus Trainern und Betreuern. Alles in allem kam sie sich wie ein miestrauisch beäugtes Stück Mastvieh vor, das willenlos auf dem Weg ins Verderben war. Schuld daran war vor allem ihr Sitznachbar, der ihre Armelehne und einen Großteil des Fußraums für sich beanspruchte und der ihr immer wieder gierig ihren Ausschnitt stierte, trotz des Rings an seinem Finger. Wenn er ihr noch näher auf die Pelle rückte, würde sie sich einen anderen Platz suchen oder einen der Fluchtwege in Anspruch nehmen. Immerhin saß sie direkt am Gang.
„Tag.“ Leonard Armeo lächelte ihr zu, der auf dem Rückweg von der Bordtoilette war. „Schön Sie zu sehen.“
„Sie auch.“ Grace konnte ihren Nebensitzer in ihren Nacken atmen hören. Es gab nicht viel, das sie mehr hasste. „Wie geht’s Ihnen Leonard?“
„Oh, Leonard geht’s bestens. Überzeugen sie sich beim Training morgen.“ Er wank ihr ein letztes Mal zu, ehe er seinen Weg nach hinten fortsetzte.

*

Dylan hatte die Kopfhörer aufgesetzt, kaum dass er auf seinem Sitz Platz genommen hatte. Jensen, der zwei Plätze neben ihm saß war längst eingeschlafen, während er selbst Graces Gespräch mit Leonard beobachtete. Er hatte sie schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Ein paar Mal hatte er in den letzten Wochen Mrs. Fielding besucht, doch Graces Großmutter oder Grace selbst war ihm dabei nicht begegnet. Stattdessen war er in Jade gelaufen, die Pflegerin, mit der ein paar Stelldicheins gehabt hatte und die ihn mit einem bösen Blick bedacht hatte. Ihr Wide Receiver verabschiedete sich von der kleinen Reporterin beinahe ebenso schnell, wie er sie begrüßt hatte. Grace schien nicht in Plauderlaune zu sein. Jade war auch nicht in Plauderlaune gewesen, bei seinem letzten Besuch. Sie hatte genau gewusst, wen sie vor sich hatte. Dass er ihr etwas vorgespielt hatte.
„Hey Nite, zieh mal die Füße ein!“, konnte er Armeo über seine Musik sagen hören, der mit einem Schnauben über Dylans Füße stieg, die er in Richtung Gang ausgestreckt hatte. Er hatte keine große Lust, den Anweisungen eines Frischlings zu folgen, weshalb seine Füße an Ort und Stelle blieben. „Arschloch.“
„Das habe ich überhört, Kleiner.“ Dylan schloss die Augen und gab vor sich wieder Jensens Zeitschrift zu widmen.

*

Grace Magen rutschte ein Stockwerk tiefer, als Leonard Dylan Nites Namen aussprach. Sie hatte natürlich gewusst, dass er an Bord war, doch bisher war ihr der große Blonde nicht aufgefallen. Das kurze Gefühl des Unmuts tatsächlich in einem Flugzeug mir Dylan Nite gefangen zu sein, hatte sich längst im Ärger aufgelöst von ihrem Nebensitzer begafft zu werden. Ganz objektiv betrachtet gab es größere Mistkerle wie Dylan Nite. Dylan war ein Stoffel, der zu viel über sie wusste, aber er hatte sie nie wie ein Stück Fleisch behandelt. Vielleicht sollte sie sich bei ihm entschuldigen. Er war nicht Marcus, aber ihr Kopf hatte zu Beginn an, keinen großen Unterschied zwischen den beiden gemacht. Die Hand ihres Nebensitzers fand die Innenseite ihrer Armlehne und ehe sie sich versah war sie aufgesprungen. Es reichte.
Nite hatte seine viel zu langen Beine in den Gang gestreckt, während er den Kopf in irgendeinem Musikmagazin vergraben hatte. Mit seinen Kopfhörern machte er nicht gerade den Eindruck, er würde eine Störung begrüßen, doch die Alternative war weiter neben dem Starrer zu sitzen und genau zu wissen, dass er sie in Gedanken auszog. Sie kam in Bewegung und floh zum ersten Mal in ihrem Leben in Richtung des viel zu großen Quarterbacks. Sie konnte Philippe Danton die Stirn runzeln sehen, als sie an den Trainern vorbei ging, doch keiner versuchte sie aufzuhalten. Es hatte seine Vorteile Steine bei ihm im Brett zu haben. Sie straffte die Schultern und nahm die letzten Schritte zu dem blonden Stoffel, der eine wesentlich bessere Alternative zu ihrem Sitznachbarn war.
„Dylan?“ Er reagierte nicht und sie konnte seine Teammitglieder aus den Augenwinkeln heraus zu ihr hinüberlinsen sehen. Sie trat ein Stückchen vor und tippte vorsichtig gegen seine viel zu großen Füße. „Dylan? Ich müsste mal mit Ihnen sprechen.“ Er fuhr hoch und Grace zuckte erschrocken zurück, als sie in seine stahlblaue Augen sah.
„Miss Goodwin.“ Er klang einigermaßen erstaunt. „Kann ich Ihnen helfen?“
Grace räusperte sich. „Nein. Ich wollte mich nur für … es tut mir leid, wie ich mich benommen habe.“
Dylan Nite hatte den Anstand einigermaßen verdutzt drein zu sehen, ehe sein Blick an ihr vorbei nach vorn ging. „Das sagen Sie nur, weil Sie neben James Sinclair sitzen müssen und Asyl wollen.“
„Vielleicht“, gab Grace freimütig zu. „Unsere Trainer mögen es nicht, wenn wir uns während des Flugs mit der Presse unterhalten.“
„Ich werde den Mund halten“, versprach Grace. „Und die Finger werde ich auch bei mir behalten.“
Dylans Mundwinkel zuckten. „Solange sie mich nicht wieder vermöbeln, bin ich schon zufrieden.“ Er schien ihr Friedensangebot nicht ganz begreifen zu können, doch er erhob sich trotzdem, um seinen Platz am Gang für sie freizugeben und sich direkt neben seinen Teamkollegen zu setzen.
„Wenn Sie mich nicht entführt hätten, wäre Ihnen nichts passiert“, konterte Grace trotzdem. Die paar Wochen Abstand hatten ihr gut getan. Ebenso wie die Tatsache, dass Dylan Nites Tage als Bartträger endgültig vorbei waren.
„Waren Sie nicht gerade dabei sich zu entschuldigen?“
„Ich dachte, wir dürfen uns nicht unterhalten?“ Dylan verdrehte die Augen, ehe er seine Kopfhörer von den Ohren zog.

*

Er war  verdammt sicher, dass der einzige Grund für Graces Entschuldigung neben ihr gelungert hatte und die letzte Stunde über ihre Linienführung begafft hatte, doch dank Blanche Goodwins Stimme in seinem Ohr, die ihm erklärt hatte, was für ein höflicher Kerl er doch war, war er trotzdem aufgestanden und hatte der kleinen Reporterin den Platz neben sich freigeräumt. Dass sie tatsächlich weiter mit ihm sprechen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Sie schien auch nicht sonderlich verschreckt. Stattdessen hatte sie sogar den Mut ihm Widerworte zu geben und das freute ihn mehr, als er zugeben wollte. Er schien ihr endlich keine Furcht mehr einzujagen. „Erzählen Sie mir, was Sie hierher verschlägt Grace. Haben Sie den Auftrag uns bis in die Kabine folgen?“
„Das hätten Sie wohl gern.“ Sie verflocht ihre Hände im Schoß und er fragte sich, ob das ein nervöser Tick von ihr war.
„Vielleicht.“ Er zwang sich dazu, jeden allzu schmutzigen Kommentar hinunter zu schlucken. Grace Goodwin zu necken und dabei nicht zu verängstigen erschien ihm wie ein Ritt auf dem Rasiermesser. Das Schweigen, das sich zwischen Ihnen ausbreitete war erfüllt von Jensens leisem Schnarchen und er konnte Grace ihre Stirn in Falten legen sehen.
„Sie sollten mich nicht anders behandeln, wie vorher. Nur weil Sie wissen, was … was passiert ist.“
„Okay.“ Dylan wollte nicht tiefer bohren. Selbst wenn sie ihm selbst die Erlaubnis gegeben hatte, sie wieder so zu behandeln wie vor Blanches Geständnis, er konnte das nicht. Grace zu piesacken kam ihm einfach falsch vor, auch wenn sie ein Reporterbiest war.


 

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Eliza Hill