Hier gleich mal das nächste Kapitel!

Und Danke Julia für den Kommentar 🙂 Tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen.

eure Eli


Kapitel 18


Nach eingehender Analyse ihres gesammelten Datenmaterials konnte Grace zwei Dinge mit Sicherheit sagen, als sie am späten Samstagnachmittag von ihrem Interview heimkehrte :Zum einen, dass Janne Kenännen ihr mindestens so viel Schiss einjagen konnte wie Dylan Nite und zum anderen, dass Janne Kenännen und Ilias Clarke wohl noch nicht gelernt hatten einander zuzuhören.

 

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Dylan fiel ein paar Tage später beinahe vor Lachen vom Küchenstuhl im Altenheim, als er bis zum Ende vom Grace Artikel gelesen hatte. Ilias und Janne waren in zwei verschiedene Frauen verliebt.
Sie redeten seit einer Woche nicht mehr miteinander. Für nichts und wieder nichts. Vor Erleichterung wäre Dylan der verrückten Grace mit dem perfekten Hintern am liebsten um den Hals gefallen. Aber leider wusste er nicht wo sie wohnte und außerdem konnte er gut auf einen weiteren hypochondrischen Anfall verzichten.
Es gab zwei Linas. Das würde ihre Saison retten noch bevor sie überhaupt angefangen hatte und das nur dank der kleinen Reporterin.
„Über was amüsierst du dich so?“
Jade, seine Abstellkammerbekanntschaft, musterte ihn verdutzt über ihre Kaffeetasse.
„Dämliche Footballspieler.“ Dylan warf das Offstage Magazin auf den Tisch, das irgendjemand von Zuhause mitgebracht hatte und Jade nahm es neugierig entgegen. „Haben sich zwei um die gleiche Frau gestritten, nur um jetzt festzustellen, dass es nur zwei Mädels mit gleichem Vornamen waren.“
Jades veilchenblaue Augen überflogen Graces Artikel, in dem es um Freundschaften im Sport ging und um Janne und Ilias im Speziellen. Man hätte den Artikel auf viele Arten schreiben können, aber Graces offenkundiges Amüsement und eine kräftige Prise Sarkasmus machten das dreiseitige Schriftstück zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Sie konnte schreiben. Das musste er der Verrückten zugestehen.
„Grace Goodwin. Ist das das nicht Blanches Enkelin? Die Hübsche?“, wollte Jade wissen, ehe sie Dylan die Zeitschrift zurückgab.
„Mh.“
„Ich wusste gar nicht, dass du dich für Football interessierst. Hast du früher mal gespielt?“, hakte Jade nach. In den letzten Tagen fragte sie ihn ständig irgendwelche Kleinigkeiten und Dylan brauchte keinen Benimmkurs und keine Nachhilfe, um zu kapieren, dass die kleine Pflegerin eine Schwäche für Dylan Riley hatte.
„Ein wenig.“ Dylan rührte in seiner Teetasse. Er musste diesen Abstellkammersex endlich beenden, aber er war so fürchterlich bequem.

 

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Sicherlich passierte es nicht oft vom Head Coach der Wolves angerufen zu werden und von einer Welle des Dankes überschüttet zu werden. Ebenso wenig wie von den Spielern eines Teams und Grace konnte sich auch noch nicht so recht daran gewöhnen, als Clint Tucker als letzter einer Reihe von Spielern seinen ungefilterten Dankesschwall mit einer Reihe herzlicher Schimpfwörter beendete. Football mit all seinen Angehörigen war eine ganz eigene Welt und irgendwie hatte Grace es trotz regelmäßiger Fieberträume geschafft sich dort einen Platz sichern.

 

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Dylan war gerade dabei die Wände im dritten Stock zu streichen, als Mr. Vasquez mit seinem Klemmbrett unterm Arm sein Sichtfeld betrat. „Dylan. Brauchen Sie hier noch lange?“
„Die Wand noch.“
„Wegen des Sommerfestes am Samstagabend müssten wir noch bei Mrs. Goodwin die Lampions und Lichterketten abholen.“
„Mh.“ Graces Großmutter zu besuchen war nicht gerade seine liebste Beschäftigung, doch da er im Augenblick ziemlich gut auf Grace zu sprechen war und er bei der Aufgabenverteilung seiner Sozialstunden ohnehin recht wenig zu melden hatte, zuckte er nur mit den Schultern. „Klar.“
„Sehr gut. Ein Punkt weniger auf der Liste.“
Hinter Mr. Vasquez konnte er Jade in ihrer weißen Uniform durch den Gang huschen sehen, die ihm ein überbreites Lächeln schenkte. Ihre Lippen formten ein verführerisches „Fünf Minuten?“, was er nach ein paar Sekunden des Nachdenkens ablehnte.
Jade war eine von den netten. Sie hatte es nicht verdient, dass er ihr Hoffnungen machte. Sie kannte ja noch nicht einmal seinen richtigen Namen. Himmel, genau genommen kannte sie nur seinen Schwanz. Sex und Gefühle waren zwei verschiedene Boote, aber ihr das so zu sagen brachte er nicht über sich, während sie da unglücklich inmitten des nach Farbe stinkenden Ganges stand.
„Dylan? Hören Sie mir noch zu?“
„Bitte?“ Dylan wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Betreuer zu. Der graue Haarkranz Mr. Vasquez schimmerte silbern im Deckenlicht.
„Ich wollte in einer Stunde los. Sind Sie bis dahin hier fertig?“
„Mh.“

 

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Grace wollte gerade die Rezessionsseite der neuesten Bücher und Hörbücher für Offstage fertig stellen, als schon wieder das Telefon klingelte. Monica sprach genau das aus, was Grace dachte. „Du solltest keine Footballfreundschaften mehr retten, du kommst ja gar nicht mehr zum Arbeiten. Die sind ja schlimmer als ein Hühnerhaufen.“
„Jepp.“ Grace nahm den Hörer ab. „Grace Goodwinn, Offstage.“
„Eric Hayden.“
„Eric“, Grace setzte sich unwillkürlich etwas aufrechter. „Was verschafft mir die Ehre ihres Anrufs?“
„Ihre Arbeit.“ Seine Stimme fiel eine Oktave tiefer. „Ihre zauberhafte Arbeit. Wenn wir dieses Jahr gewinnen, haben sie daran einen ziemlich großen Anteil.“
Grace wusste, dass diese überbordende Lobeshymne sich sehr schnell ins Gegenteil kehren konnte, wenn sie ein unbequemes Thema anschnitt, aber zu behaupten Erics Lob würde ihr nicht schmeicheln, wäre gelogen.
„Das hätten die beiden auch ohne mich herausgefunden.“
„Vielleicht. Aber bis dahin hätten wir vielleicht kein Team mehr gehabt. Meine Jungs können so stur sein.“
Sie fand er klang ein wenig wie ein überbesorgter Vater. „Das Missverständnis aufzuklären kam meinem Artikel sehr entgegen.“
„Und uns kam ihr Artikel sehr entgegen. Der von Leonard war übrigens ebenfalls sehr geistreich.“
„Danke.“ Wenn sie ehrlich war freute sie sich über dieses Kompliment noch ein wenig mehr, wie über das für den Offstage Artikel.
„Manche meiner Jungs sind etwas exzentrisch. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, Grace, dagegen sehen die Ticks Leonard Armeos wie die eines braven Schulmädchens aus. Nicht dass ich jetzt aus dem Nähkästchen plaudern möchte. Das gehört sich wohl nicht.“
„Grace! Besprechung in fünf Minuten in meinem Büro!“, krähte Susan, ihre Chefredakteurin im Vorübergehen ins Zimmer und riss Graces Aufmerksamkeit damit für einen Moment vom Besitzer der Philadelphia Wolves los.
„Störe ich gerade?“
„Nein.“ Grace schob ihren Pullover über die Ellbogen und spielte gedankenverloren mit ihrem Armreif. „Tun Sie nicht. Hat sich ihr Vater eigentlich über den Wein, den wir ausgesucht haben gefreut.“
„Er bekommt ihn erst dieses Wochenende, wenn ich zu meinen Eltern fliege.“
„Nach Kentucky?“
„Nein. Nach Long Island. Sie verbringen den Sommer in den Hamptons.“ In der entstehenden  Pause nach diesem Satz konnte Grace beinahe die Frage hören, ob sie mitkommen wolle, doch sie verbot sich daran zu denken. Immerhin arbeitete sie für den Moment mit Eric zusammen.
„Eric, hätten Sie vielleicht Lust mir ein Interview zu geben, sobald sie wieder da sind?“
„Gern. Allerdings werde ich erst in drei Wochen wiederkommen, wenn das Trainingslager schon wieder begonnen hat“, machte er ihren Plan zu nichte ihn in die übernächste Ausgabe des Offstage zu bringen. „Dann muss ich mir wohl noch ein paar andere Opfer für die nächsten paar Wochen suchen.“
„Ich bin gerne Ihr Opfer, sobald ich wieder da bin.“
„Das freut mich. Auf Wiedersehen, Eric.“
„Ärgern Sie meine Jungs nicht zu sehr“, verabschiedete er sich von ihr.
„Hast du einen Verehrer, Gracie? Oder hast du dich gerade nur zum Sex verabredet?“ Monica lehnte sich über die Trennwand.
„Weder noch. Ich darf den Besitzer der Wolves interviewen.“
„Oh, du meinst … Eric?“ Sie betonte seinen Namen ganz seltsam. „Du hast ihn ja richtig angeflötelt am Telefon. Willst du was von ihm?“
„Nein. Er ist nur nett.  Und es war nett, dass er angerufen hat.“
Monicas sorgfältig geschminkten Augen musterten sie amüsiert. „Nett, hm? Naja. Jetzt solltest du dich aber zu Susan sputen, die ist nämlich nicht so charmant wie dein Eric, wenn du zu spät bist.“
Grace stand auf und strich sich den Rock glatt. Monica hatte recht. Susan konnte ein Biest sein, wenn man nicht das tat was sie wollte und so schnell wie sie meinte.


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Eliza Hill