Kapitel 4


Dylan war noch dabei ihre Linienführung zu bewundern, als er sich der Tatsache gewahr wurde, dass dieses perfekt geformte Ding direkt auf ihn zu hielt. Die olivgrünen Augen direkt auf ihn gerichtet, stolzierte sie über den ausgedorrten Rasen und straffte die schmalen Schultern, als hätte sie vor ihn niederzuringen.
Er runzelte die Stirn. Diese kleine Lady führte irgendetwas im Schilde und wenn er daran dachte, dass sie aus dem Wagen dieser seltsamen Alten geklettert war, hatte er die dumpfe Befürchtung, dass ihm nicht gefallen würde, was sie zu sagen hatte.

 

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Grace Schultern verkrampften sich. Sie hatte einst einen Selbstverteidigungskurs belegt, aber irgendwie bezweifelte sie, dass ihr  der etwas helfen würde, wenn dieser Kerl beschließen würde, sich auf sie zu stürzen. Die Gänsehaut die sich auf ihrem Rücken ausbreitete, drohte sie zu lähmen, doch sie zwang sich vorwärts. Sie wollte nur ein kurzes Interview, wenn das wirklich ihr gesuchter Quarterback war. Mehr nicht. Ihr würde nichts passieren. Was ihr Exfreund ihr einst angetan hatte, hatte hier und jetzt keinen Platz. Das war Jahre her.
Sein gestutzter Vollbart verschleierte seine prägnanten Gesichtszüge ein wenig, doch je näher sie kam, desto mehr war sie gewillt ihrer Großmutter zuzustimmen. Der riesige Kerl hatte erschreckende Ähnlichkeit mit Dylan Nite.
Er rief alle Fluchtreflexe in ihr wach und sie fragte sich einmal mehr, wie sie nur auf die blöde Idee gekommen war mit Ed zu wetten. Sie hätte es besser wissen müssen. Die Chancen zu verlieren standen viel zu hoch und dieser Mann vor ihr war viel zu groß.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Der tiefe Bass ihres Gegenübers ließ jeden Zweifel verschwinden. Sie hatte seine Stimme bereits in ein paar sehr schmallippigen Interviews gehört, die mit ihm nach den Spielen der Wolves geführt worden waren.
Ihre Großmutter war leider ein Genie. Vor ihr stand der Quarterback der Wolves.
Sein hellgraues Shirt klebte an seiner verschwitzten Haut und überließ nicht viel der Fantasie. Die langen muskulösen Beine steckten in olivgrünen Shorts und die Babywahlgroßen Füße in schweren Arbeitsschuhen. Alles in allem sah er aus, als würde er Frauen wie sie zum Frühstück verspeisen.
„Ich hoffe es. Mein Name ist Grace Goodwin.“ Grace Stimme war nur ein Krächzen, ehe sie sich am Riemen riss. „Ich bin vom Magazin Offstage. Und ich glaube Sie sind Dylan Nite.“
„Da haben Sie den Falschen.“ Die stahlblauen Augen ihres Gegenübers verdunkelten sich und gaben Grace einen Vorgeschmack auf die Mauer des Schweigens mit der Dylan Nite jeden Reporter bedachte.
„Wir wissen beide, dass ich den Richtigen habe.“ Grace ignorierte die Tatsache, dass sie im Eifer des Gefechts den Namen ihres Magazins gesagt hatte und nicht Eds. „Was tun Sie hier Dylan?“
„Verpissen Sie sich.“
Grace wurde schlecht, als sich seine Muskeln anspannten. Sie hatte schon einmal am eigenen Leib erlebt was passierte wenn ein Muskelpaket wie er austickte. Aber ihr Stolz war größer. Sie würde Ed nicht die Genugtuung verschaffen die Segel zu streichen.

 

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Dylan fühlte sich betrogen. Betrogen von ihrer hübschen Fassade, die ihn an Bettakrobatik denken ließ, wo sich dahinter doch und nur ein weitere, linkische Reporterin verbarg. Bei seiner Drohung war sie ein wenig blass um die Nase geworden, doch sie stürzte nicht davon, wie sie’s besser getan hätte.
„Sie sind verdammt schwer aufzutreiben.“ Sie stemmte die Hände in die Seiten. „Hätten Sie Zeit für ein Interview?“ Ihr Blick wirkte gehetzt. Nicht gerade wie der einer der Hyäne.
Sie hatte Angst vor ihm, dessen war er sich sicher.
„Ich bin beschäftigt.“ Ihr Blick ließ seine Antwort ein wenig milder ausfallen, als er es geplant hatte.
„Es wird nicht lange dauern.“
„Wie ich gesagt habe. Ich bin beschäftigt.“
Die kleine Reporterin zog die Nase kraus und blickte in Richtung Altenheim. Sie schien zu überlegen, ob sie einfach den Rückzug antreten sollte. Zumindest entnahm er das ihrer Körpersprache.
„Wissen die, wer Sie sind? Muss ganz schön aufregend für ihre Kollegen sein mit einem Prominenten Sportler wie ihnen zusammenzuarbeiten.“
Dylan hatte gute Lust ihr ihren hübschen Hals umzudrehen. Dieses kleine Ding drohte ihm doch tatsächlich ihn auffliegen zu lassen!
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Mr. Nite. Sie überlegen sich, ob Sie ein Interview mit mir führen möchten und ich besuche solange Onkel Clarence, der war schon immer ein riesen Wolves Fan.“ Ihr Lächeln wild und ein wenig zittrig, ehe sich einfach umwand und davon schlenderte.

 


 

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Eliza Hill