Hallo ihr Lieben, Hier ist es also, das nächste Kapitel!
Vielen Dank für eure Rückmeldungen Mo und Julia! <3
Kapitel 20
Grace Motivation extra die knapp zweihundert Meilen ins Trainingscamp der Wolves zu fahren um an neues Material zu kommen, war an diesem brütend heißen Sommertag Ende Juli sehr begrenzt.
Im Radio dudelte leise Rockmusik, während die Klimaanlage auf Hochtouren lief. Eigentlich hatte sie Eric interviewen wollen, nun da er aus den Hamptons zurück war, doch leider war ihm ein anderer Termin dazwischen gekommen, sodass Grace kurzfristig umdisponiert hatte und Clint Tucker sowohl sportlich wie auch privat ausfragen wollte.
Das einzige Problem war nur, dass sie ein wenig zu spät losgefahren war, weil sie sich mit Monica verquatscht hatte.
*
Dylans Pass kam an. Mal wieder. Es lief. Es lief sogar so verdammt gut, dass es beinahe unheimlich war an diesem Dienstag und seine Trainer feuerten ihn hitzig an, während Jensen auf der anderen Seite des Platzes durchstartete.
Mit dem Trainingscamp war der alte Dylan Nite zurückgekehrt und hatte den Kerl vom Bau, Dylan Riley, der im Altenheim seine Sozialstunden abgeleistet hatte, hinter sich gelassen. Es roch nach frisch gemähtem Gras und Schweiß, während die lauten Rufe von Trainern, Betreuern und Spielern durch die Luft schallten.
In diesen zwei Wochen des Trainingscamps war seine Welt in Ordnung. Es gab nichts außer Football, Essen und Schlafen. Die Störgeräusche außerhalb des Platzes konnte er gut ausblenden.
Auch die nächsten drei Spielzüge, die er zusammen mit Janne, Jensen und Curtis einstudierte funktionierten bestens.
„Dylan! Fertig!“ Sein Trainerfuchs Charlie wank ihn zu sich herüber. „Auf in die Kabine!“
Dylan zog sich den Helm vom Kopf und kämmte sich durch das klamme Haar, ehe er sich über die Stirn wischte. Ihm rann der Schweiß übers Gesicht und verfing sich in seinem Bart, der nachher dran glauben sollte.
*
Grace gab ein frustriertes Stöhnen von sich, als sie auf die Armbanduhr blickte. Die Fahrt hatte länger gedauert als angenommen und nun war es bereits kurz nach acht, was bedeutete, dass ihr nicht mehr ganz zwei Stunden blieben um Clint Tucker zu interviewen, der sie bereits auf den Stufen vor dem Hotel erwartete.
„Clint“, stellte sich der große Kerl vor, der sie um drei Köpfe überragte und sicherlich auch das dreifache von ihr wog. Er trug Trainingsshorts und ein ausgeleiertes T-Shirt, das über seinem Bizeps spannte.
„Grace Goodwin.“ Sie hatte lange überlegt, was sie tragen sollte um in ein Trainingscamp zu marschieren und sich schließlich für Jeansshorts, eine weich fallende, dunkelblaue Bluse entschieden und flache Sandalen. Nichts allzu aufreizendes, aber auch nicht so verschleiert wie sie damals zu Dylan Nites Interview erschien. „Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich habe mich ein zwei Mal verfahren.
Clint sah sie direkt an, aber außer ihrem Unwohlseins wegen der fehlenden Zeit, wollte sich keine Panik einstellen.
„Haben sie kein Navigationssystem?“
„Leider nicht.“
„Kaufen sie sich eines.“ Clint deutete auf ihr Auto. „Und das ist eine Krankheit!“
„Es fährt und ich mag es“, verteidigte Grace ihren Wagen mit einem Lächeln.
„Eine Krankheit“, wiederholte ihr Gegenüber ernst, ehe er die Schultern straffte. „Naja. Wollen wir hoch gehen? Es läuft gerade eine Folge von diesem Angler, wie wissen schon, der Alte. Grauhaarig. Abgebrannt.“
„Ah.“ Grace wusste von wem er sprach, aber da sie ebenfalls den Namen vergessen hatte nickte sie nur.
„Mein Dad und ich waren früher häufig unterwegs auf Barsch … mit einem richtig abgewrackten Boot. Fische können elendige Drecksviecher sein. Stundenlang beißt keines von diesen Mistviechern und dann nehmen sie den verkackten Blinker so spitz, dass man sie gleich wieder verliert. Hat meinem Alten mehr als einen Tobsuchtsanfall beschert.“ Clints bunter Strauß an Schimpfworten war bei weitem nicht so ausgefallen wie bei ihrem letzten Gespräch in dem er Grace seinen tief empfundenen Dank ausgesprochen hatte, trotzdem musste sie Schmunzeln bei seinen Worten. „Naja, wir sollten rein gehen. Die Trainer sehen es nicht gern, wenn so spät noch Mädels da sind, vor allem wenn sie von der Presse sind.“
*
Dylan verteilte den Rasierschaum großzügig auf dem Gesicht, während das heiße Wasser aus dem Hahn den Spiegel beschlug. Der Rasierpinsel schäumte die weiße Creme auf bis er wie ein sehr durchtrainierter Santa Claus aussah und nach seinem Rasierer greifen konnte. Er mochte es sich nass zu rasieren. Dieses elektrische Zeug, das konnte jeder.
Die widerspenstigen Haare schwanden unter den scharfen Klingen, ohne dass er sich schnitt und er wusch sich schließlich die letzten Reste des Rasierschaums herunter.
Das Gestrüpp das Dylan Nite so erfolgreich vor der Welt versteckt hatte, war verschwunden und er wischte mit einer Hand über den Spiegel, um sicher zu gehen dass er noch der gleiche geblieben war.
Ihm blickte dasselbe Gesicht entgegen, das ihn schon seit einunddreißig Jahren begleitete und das unzählige Poster und Werbeanzeigen zierte, aber er fühlte sich besser als die Jahre zuvor. Wenn man lange genug in diesem Geschäft des Footballs war, dann begann man irgendwann in Saisons zu rechnen. Alles drehte sich um Football. Um das Spiel, um Ruhepausen, Spielpläne, Statistiken, um Verletzungen, Vertragsverlängerungen und lukrative Werbedeals und dieses Geschäft redete jedem ein mit einunddreißig sei man alt. Die Tage bis zum Sarg gezählt.
Egal ob man bis fünfunddreißig weiter spielen konnte, jenseits der dreißig war man ein alter Mann. Dass dies einfach nicht wahr war hatte er während seiner Sozialstunden erfahren und irgendwie ließ ihn das sehr viel ruhiger werden.
Schon den ganzen Tag lief die Welt wie am Schnürchen und Dylan war mit seiner aktuellen Zen- Philosophie mehr als glücklich.
Er war endlich wieder angekommen in seinem Leben, dessen Ruhe gerade nur von dem wütenden Gebrüll der Musikanlage aus dem Nebenzimmer gestört wurde.
„Jensen! Dreh mal lauter! Das Lied ist gut!“ Dylan klatschte sich eine Ladung Aftershave ins Gesicht.
„Ist schon auf Anschlag! Mach einfach die Durchgangstür auf!“
*
Grace brummte der Schädel. Irgendjemand hatte im Nebenzimmer die Musikanlage so weit hochgedreht, dass sie Clint ihre Fragen entgegen brüllen musste, der ihr ohnehin nur mit einem Ohr zuhörte. Mittlerweile war es halb zehn und sie hatte noch so viele Fragen vor sich, dass sie die Hoffnung hier vor Mitternacht rauszukommen längst begraben hatte.
„Letztes Jahr gab es ständig Streit mit ihrem Teamkollegen Jaimie Daniells. Konnten Sie ihre Differenzen mittlerweile beilegen?“
Clint starrte auf den Bildschirm ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und Grace hatte gute Lust dieses verfluchte Ding endlich auszumachen.
„Clint?“
Sein Blick war glasig und sie fragte sich, ob er sich gerade vorstellte er würde durch den Dschungel tollen auf seiner Suche nach dem Fisch seines Lebens.
„Clint? Hören Sie mir überhaupt noch zu?“
„‘Tschuldigung. Was?“, erwachte ihr Interview Partner aus seiner Starre.
„Die Differenzen mit Jaimie Daniells. Haben Sie die mittlerweile beigelegt?“
„Schon.“ Clint räusperte sich. „Neue Saison neues Glück.“
„Möchten Sie das etwas näher ausführen?“
„Naja. Was vorbei ist, ist vorbei. Man muss die verfickte Vergangenheit hinter sich lassen. Könnten Sie vielleicht die Schimpfworte raus streichen, wenn sie das abtippen? Meine Mutter liest das“, wechselte Clint ganz unvermittelt das Thema.
„Sicher. Ihr Head Coach Philippe Danton hat ihrem Kollegen und Ihnen damals gedroht sie beide zu suspendieren, wenn sie ihr Kriegsbeil nicht begraben. Da herrscht unter der Oberfläche doch sicher immer noch böses Blut zwischen ihnen“, bohrte sie weiter.
„Wie in jedem Job gibt’s zwischen Kollegen auch mal Stress. Aber solange die Zusammenarbeit klappt ist’s doch egal.“
Grace runzelte die Stirn. „Und, tut sie das?“
Clint hörte ihr schon wieder nicht zu.
„Clint?“
„Hm?“ Anstatt eine Antwort auf ihre Frage zu geben, stierte Clint Tucker in den Bilderkasten in dem ein Mann mit einem Fisch rang und ehe sie sich versah war sie aufgestanden hatte auf den Ausschalter des Fernsehgerätes gedrückt.
„Hey!“, beschwerte sich der große Spieler und ihr Puls beschleunigte sich.
„Unser Interview muss heute noch fertig werden, Clint.“
Ihr Gegenüber zuckte nach einem kurzen Moment mit den Schultern. „Na gut. Fragen Sie schon weiter, wenn sie drauf bestehen.“
*
Dylan war gerade auf dem Weg zurück vom Automaten, wo er sich noch eine Dose Wasser geholt hatte, als das Licht im Gang nebenan ansprang. Es war kurz nach elf Uhr und sie alle hatten auf den Zimmern zu sein.
Philippe Danton strich gemeinsam mit seinen Assistenztrainern über die Gänge, die jeden Spieler anraunzten der es wagte aus seinem Zimmer zu kommen. Dylan hatte nur Glück gehabt, dass er in Charlie gelaufen war, der gemeinsam mit George Folkert neben dem Automat Karten spielte.
„Sie sollten sich beeilen. Wenn die Trainer sie sehen sind wir beide verdammt nochmal gefickt“, konnte er Clint nuscheln hören, der nie gelernt hatte leise zu sprechen.
Dass es mit Clints Intelligenz nicht so weit her war, war ihm zwar schon immer klar gewesen, aber für so dämlich das Licht anzumachen hätte er ihn nun nicht gehalten.
„Wiedersehen. Danke für das Interview Clint.“
Das war doch seine Hypochonderin. Ihre Stimme hätte Dylan überall wiedererkannt.
„Da lang“, forderte Clint und Dylan hörte Grace näher kommen.
Wenn sie den Gang weiterlief würde sie direkt in die Arme von Charlie und George rennen.
Er zog seine Zimmertür auf, ehe er inne hielt. Himmel, er schuldete ihr noch etwas. Vielleicht war es an der Zeit diese Schuld endlich einzulösen, immerhin hatte er sich wie ein Arsch aufgeführt.
Huhu, ich warte gespannt auf die neuen Kapitel, die wir noch nicht auf Bookrix lesen konnten 😉
Selbst beim zweiten Durchlesen ist die Geschichte immer noch toll!
Freu mich, wenn ich bald wieder was von dir lesen darf!
Liebe Grüße,
Hilaja
He, wie bin ich froh, dass ich so viel an einem Stück lesen kann ^^ Dylan ohne Bart und Grace mitten im Trainingsheim der Mannschaft, da bin ich ja echt noch gespannt, was bei dem aufeinander Treffen so passiert. Werde ich gleich mal weiterverfolgen.
Noch ein paar Kleinigkeiten (ich hoffe, ich gehe dir damit nicht auf die Nerven)
‚Sein Trainerfuchs Charlie winkte ihn zu sich herüber.‘ – bei der Konjugation von winken gibt es keine Form mit einem ‚a‘
‚…auch das Dreifach von ihr wog.‘
Unwohlsein ohne ’s‘
‚Interviewpartner‘ – passt zusammen 🙂
hier helfen die Kommas ungemein:
‚Dass dies einfach nicht wahr war, hatte er während seiner Sozialstunden…‘
‚…stierte Clint Tucker in den Bilderkasten in dem ein Mann mit einem Fisch rang und ehe sie sich versah, war sie aufgestanden hatte…‘
‚Wenn die Trainer sie sehen, sind wir beide verdammt …‘